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Gegen den Corona-Blues - Rezepte aus meiner Hausapotheke Teil 3

 

Viele leben wieder mit großen Ängsten.

 

Zur Pandemie fält mir nichts mehr einfällt.

 

Was mir dagegen einfällt: was stärkt in diesem 2. Corona-Winter.

Nämlich: Musik und gute Texte. Beide sind einfach gut für das Immunsystem.

 

Gegen die Angst:

Durch eine Seminar-Assistenz bin ich auf das Buch Die Einladung der kanadischen Autorin Oriah Mountain

Dreamer aufmerksam geworden. Der im Seminar verwendete und vorgelesene Text hat mir sehr gefallen.

 

Vor 20 Jahren wurde die Autorin vor allem berühmt mit ihrem Prosagedicht Die Einladung. Jede Zeile des

Gedichtes beginnt mit dem Satz „Es interessiert mich nicht, (womit du dein Geld verdienst…zum Beispiel)…

Ich will wissen, …(wonach du …dich sehnst …zum Beispiel).“.

 

Ausgehend von ihren eigenen persönlichen Lebenserfahrungen schreibt die Autorin über Themen wie „Angst“, „Sehnsucht“, „Unzulänglichkeit“, „das Leid“ und mehr. Jede persönliche Geschichte endet mit einer Meditation.

Für mich ist das ganze Buch eine Aufforderung, unser Leben anzunehmen mit allem, was eben dazugehört: Schmerz, Freude, Angst, Leiden. Und sich kompromisslos der Freude und Schönheit zuzuwenden.

 

Gegen das Trennende

In dieser Zeit der Pandemie entstehen gerade neue Gräben und bereits bestehende vertiefen sich. Es gibt so viel Trennendes gerade in der Gesellschaft, Freundeskreisen, Familien. Da finde ich es wichtig, einmal innezuhalten und sich auf etwas ganz Anderes zu konzentrieren: auf die Einheit, die wir sind. In allen Weisheitslehren und spirituellen Schulen, die mir bekannt sind, geht es um diese Einheit. Einer, der viel darüber geschrieben hat, ist Willigis Jäger, Benediktiner und Zen-Lehrer, der in hohem Alter erst kürzlich verstarb. Vielen ist er bekannt als Begründer des Benediktushof bei Würzburg. Ein Buch trägt den Titel Die Welle ist das Meer. Mystische Spiritualität. Willigis Jäger ist einerseits tief in der Tradition des abendländischen Christentums verwurzelt.  Und gleichzeitig durch eine 12-jährige Zen-Ausbildung und einem langen Aufenthalt in Japan auch im Zen zuhause. Kein Widerspruch.

 

Das Buch ist ein Gespräch. Der Philosoph Christoph Quarch befragt Willigis Jäger zu seinem Weg nach innen.

 

Für die Hoffnung

Es gibt Menschen, die werden durch alle schweren Zeiten von der Musik getragen. Durch ihre Fähigkeit, ihren Schmerzen, ihre Hoffnung, ihre Freude und ihre Liebe musikalisch auszudrücken bewegen sie sich durch die Täler des Lebens. Aretha Franklin ist einer dieser Menschen. Sie gehört zu den weltweit erfolgreichsten Sängerinnen der Musikgeschichte. Es hätte auch anders kommen können…

Wer Soul und Gospel mag, war bereits von dem Kirchen-Konzertmittschnitt fasziniert, der vor einigen Jahren auf der Berlinale lief. Dieser nach Jahrzehnten erst rekonstruierte Dokumentarfilm hat nur einen einzigen Drehort: eine Baptistenkirche im Jahr 1972, irgendwo in den USA. Man hört und sieht den ganzen Film über Aretha Franklin in der Gemeinde ihrer Kindheit singen.

 

Mir hat bereits dieser Film den Atem verschlagen angesichts ihrer ungeheuren Stimmgewalt, ihrer absoluten Präsenz und Hingabe. Die ekstatische Kirchengemeinde hat das Ganze zusätzlich emotionalisiert. Seit einiger Zeit läuft nun ein Film über ihr Leben: „Respect“.  Der Film erzählt die Geschichte der schwer traumatisierten, hochbegabten Aretha, dem „Kirchenmädchen“ aus dem amerikanischen Baptistenmilieu. Und wie aus dem verängstigten, abhängigen und stillen Mädchen ein Weltstar wird und eine mutige Aktivistin. Als sie 1972 zurück in ihre Ursprungsgemeinde geht und das Konzert gibt, kommt sie von ganz unten - Drogen hatten sie schon fast zerstört. Unzählige erfolgreiche Tourneen und Auftritte bei den Demonstrationen der Bürgerrechtsbewegung der AfroamerikanerInnen der 60er Jahren liegen bereits hinter ihr.  Aber all ihre Erfolge und ihr Engagement helfen ihr nicht, ihr Gleichgewicht zu finden.  Ermutigt durch den Musiklehrer ihrer Kindheit stellt sie sich ihrem Schmerz und weicht nicht mehr aus. Der Musiklehrer war es auch, der ihr bereits als Kind gesagt hat: „Musik kann dein Leben retten“.

 

Das Kirchenkonzert, überliefert durch den Dokumentarfilm, markiert einen Wendepunkt,  sie überwindet den Tiefpunkt in ihrem Leben. Was für eine Kraft, was für eine Stimme, was für ein Mut! Mitreißend. Ein weibliches Genie, das irgendwann so stark ist, sich nie wieder misshandeln zu lassen , nicht von Männern, nicht von Weißen.   

 

Jedenfalls steht ihre Musik und dieser Film für mich für das Prinzip Hoffnung. Und es ist auch ein Film über die Freundschaft, die Liebe, die Versöhnung, den Glauben an etwas Größeres und eine große Hymne an die heilenden Kraft der Musik.

Wer gerade nicht ins Kino möchte oder darf – man findet viel Musik im Netz.

 

Zum Träumen…

 

….empfehle ich Barbara Pravi (geboren 1993 in Paris). Sie ist einigen bekannt geworden durch den letzten European Song  Contest. Mit ihrem Stück „Voilà“ kam sie auf Platz 2. Sie eine der vielen jungen französischen Sängerinnen, die derzeit in bester französischer Chansontradition ihre eigenen Wege gehen – mit schönen Harmonien,  viel acappella, Sprechgesängen, einer flüsternden Stimme, mehrstimmigen Arrangements, sanften Gitarrenklängen, Streichinstrumenten, Klangschalen, mit einfachen Texten. Ein Album heißt „Les prières“.  Alle Stücke sind so eine Art musikalische Gebete zu allen möglichen Themen – prière  pour tous les jours (Gebete für jeden Tag), prière pour nos guides, prière pour être heureux (..um glücklich zu sein), prière pour pleurer (…um zu weinen), pour la nuit (…für die Nacht)…pour chanter (…zum Singen). Ihre Texte schreibt sie selbst, 2017 veröffentlichte sie ihre erste Single.

Einfach schön! C’est beau!

 

Übrigens: Die Sängerin mit serbischen Wurzeln setzt sich auch stark für Frauenrechte in Frankreich ein und engagiert sich gegen die Gewalt, der Frauen ausgesetzt sind. Mit einer  Gruppe von 39 Frauen hat sie den Titel „Debout les femmes“ aufgenommen, eine Art Hymne der französischen Frauenbewegung.

 

Für die Freude

…kommt sofort auf, wenn man sich hinsetzt und sich fragt: Was gab es Schönes 2021?? Gibt es Fotos dazu? Ausdrucken, eine Collage erstellen und irgendwo in der Wohnung aufhängen. Egal, was gerade im Radio oder im Fernsehen läuft – die schönen Erlebnisse bleiben so im gegenwärtigen Bewusstsein. Es gab in diesem Jahr bestimmt nicht nur Impfungen, Tests, Maskenkäufe und Abstandsregeln! Janz sicher!!

 

 

 

 

 

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Inge (Montag, 20 Dezember 2021 07:41)

    danke. ein wunderbarer Beitrag, der wirklich aufmuntert.